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Herzliche Einladung zur Mitfeier unserer Gottesdienste

Sie sind herzlich eingeladen an den vielfältigen Gottesdienstangeboten unserer Seelsorgeeinheit teilzunehmen. Die konkreten Gottesdienstzeiten können Sie auf unserer Homepage abrufen. 

Im folgenden erhalten Sie eine allgemeine Einführung in die Liturgie des Kirchenjahres.

Die Feier des Sonntags

Es ist eine der höchsten Leistungen menschlicher Kultur, im Rhythmus der Woche einen für alle geltenden Ruhetag zu legen, an dem deutlich wird: Der Mensch ist mehr als nur zu funktionieren, den wirtschaftlichen Systemen zu dienen und zu arbeiten. Der Mensch ist frei und seine unveräußerliche Würde spiegelt sich auch in kulturellen Errungenschaften wie dem Sonntag. Muse, Gemeinschaft, Ruhe und Erholung als regelmäßiges und gemeinsam begangenes soziales Phänomen einer menschlichen Gemeinschaft sind wesentlich für eine humane Gesellschaft, ob vor ca. 3000 Jahren , als wohl die Einrichtung eines regelmäßigen Ruhetages im Vorderen Orient entstanden ist, oder im 21. Jahrhundert.

Mit der Einführung der Siebentagewoche und dem Sabbat, dem 7. und letzen Schöpfungstag, als dem gemeinsamen wöchentlichen Ruhetag, der auf die göttliche Schöpfungsordnung selbst zurückgeht, hat Israel ein unschätzbares Geschenk an die Menschheit gemacht.

Die ersten Christen, noch ganz in der jüdischen Gemeinde verankert, hielten den Sabbat, wie es ihre Gewohnheit war. Am Sonntag, dem ersten Tag der Woche also, versammelten sie sich aber vor oder nach der Arbeit um gemeinsam der Auferstehung Jesu Christi am 3. Tag zu gedenken, indem sie das Herrenmahl feierten, getreu dem Auftrag Jesu beim letzten Abendmahl: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“. Am Karfreitag ist Jesus am Kreuz gestorben, am dritten Tag, dem Sonntag also, ist er auferstanden von den Toten. Seither feiern alle Christen diesen Tag Woche für Woche als den Herrentag, und einmal im Jahr, am Ostersonntag, in besonders festlicher Weise. Der Sonntag ist das wöchentliche Osterfest und ist von Anfang an ausgezeichnet und verbunden mit der Feier der Eucharistie – dem unter Dank und Lobpreis gefeierten Gedächtnis- und Opfermahl des Todes und der Auferstehung Jesu. Damit ist der Sonntag – der erste Tag der Woche zugleich auch der 8. Tag, der über die Schöpfungsordnung der sieben Tage hinausgeht und hinweist auf die Vollendung der Schöpfung bei der Wiederkunft Jesu Christi. Den Gehalt des Sabbats übertrug die Christenheit als wöchentlichem Ruhetag auf den Sonntag und hat ihn mit der Feier der Auferstehung Jesu verbunden.

Unter Kaiser Konstantin wird der Sonntag im Jahr 337 zum staatlich geschützten Ruhe- und Feiertag erhoben. Dies ist er seither geblieben.

Der Sonntag ist vor allem gekennzeichnet durch die Feier der Eucharistie. Wo diese – wegen des Priestermangels – nicht gefeiert werden kann, soll sich die Gemeinde dennoch zu einem Wortgottesdienst treffen um „sich und ihren Herrn nicht aus den Augen zu verlieren“ (Diözesansynode Rottenburg 1985). Der Sonntag soll der Erholung, der Pflege der Gemeinschaft in Familie und Öffentlichkeit dienen, aber auch der Entschleunigung einer immer hektischer und gnadenloser dahin rasenden Gesellschaft. Kommerz und Geschäft ist nicht alles. Manche Arbeiten sind auch am Sonntag notwendigerweise zu verrichten, dennoch wäre eine Aufhebung jeglicher Arbeitsbeschränkung und eine totale Freigabe der Ladenöffnungszeiten ein hoher kultureller und humaner Verlust.

Das Kirchenjahr

Der unaufhörliche Strom der Zeit, in den unser Leben, in den die ganze Schöpfung eingebunden ist, wird durch Gliederung und Rhythmisierung für uns fassbar und bewältigbar. Anstatt im endlosen Strom der Zeit, im ständigen Werden und Vergehen unterzugehen, werden wir von der Zeit getragen und gewinnt sie Gestalt. Ja, es gibt Momente im Leben, in denen wir scheinbar die Zeit überwinden in erfüllenden Augenblicken des Glücks.

Die Jahreszeiten – Frühling, Sommer, Herbst und Winter – gliedern den kosmischen Strom der  Zeit ebenso wie die Jahre, Monate, Wochen und Tage, die Stunden und Sekunden. Sonn- und Feiertage, Werktage, Freizeit und Arbeitszeit, persönliche Fest- und Gedenktage geben der Zeit Profil und lassen sie nicht im grauen Einerlei zerfließen.

Der christliche Glaube bekennt, dass die Zeit nicht in unaufhörlichen wiederkehrenden,  sich stets wiederholenden Kreisläufen in sich selbst mündet, sondern ihr Ziel in der Vollendung im dreifaltigen Gott findet.

Eingebunden in den Jahreslauf feiert die Kirche das Kirchenjahr. In ihm entfaltet sie ihren christlichen Glauben, den sie öffentlich bekennt, begeht und feiert durch Gebet und Gottesdienst, durch Feste und Brauchtum.

Ausgangspunkt des Kirchenjahrs ist nicht der 1. Januar, wie im bürgerlichen Jahr, sondern der Sonntag, denn er ist gewissermaßen der Kern, die Mitte des Kirchenjahres, aus dem heraus sich das Kirchenjahr entwickelt hat und sich entfaltet.

Das Zweite Vatikanische Konzil schreibt über das Kirchenjahr:

„Als liebende Mutter hält die Kirche es für ihre Aufgabe, das Heilswerk ihres göttlichen Bräutigams an bestimmten Tagen das Jahr hindurch in heiligem Gedenken zu feiern. In jeder Woche begeht sie an dem Tag, den sie Herrentag genannt hat, das Gedächtnis der Auferstehung des Herrn, und einmal im Jahr feiert sie diese Auferstehung zugleich mit dem seligen Leiden des Herrn an Ostern, ihrem höchsten Fest. Im Kreislauf des Jahres entfaltet sie das ganze Mysterium Christi von der Menschwerdung und Geburt bis zur Himmelfahrt, zum Pfingsttag und zur Erwartung der seligen Hoffnung und der Ankunft des Herrn. Indem sie so die Mysterien der Erlösung feiert, erschließt sie die Reichtümer der Machterweise und der Verdienste ihres Herrn, so dass sie jederzeit gewissermaßen gegenwärtig gemacht werden und die Gläubigen mit ihnen in Berührung kommen und mit der Gnade des Heiles erfüllt werden.“  (Konstitution über die heilige Liturgie „Sacrosanctum Concilium“, 102)

Osterfestkreis

Das Kirchenjahr bildet zwei Höhepunkte: das Osterfest und das Weihnachtsfest. Dabei ist das Osterfest das älteste und höchste christliche Fest. An Ostern feiern die Christen die Auferstehung Jesu. Um das Osterfest herum entwickelte sich gleichsam in konzentrischen Kreisen das gesamte Kirchenjahr. Der Osterfestkreis setzt sich zusammen aus der Heiligen Woche (Karwoche), der 40-tägigen Fastenzeit (Österliche Bußzeit) und der 50-tägigen österlichen Festzeit, die mit dem Pfingstfest endet.

Die Fastenzeit

Ostern als Höhepunkt des Kirchenjahres, geht eine Vorbereitungszeit voraus, die vierzigtägige Fastenzeit oder Österliche Bußzeit. Sie ist eine Zeit der geistlichen Erneuerung, der Buße und Umkehr, der Glaubensvertiefung, eine Intensiv-Zeit für das geistliche Leben. „Vierzig Tage ohne“, „Exerzitien im Alltag“, sog. „Früh- oder Spätschichten“, Glaubensseminare und Bibelrunden prägen diese Zeit in vielen Gemeinden.

Den Anfang bildet der Aschermittwoch mit dem eindrucksvollen Symbol der Aschenbestreuung. Die Solidaritätsaktionen „Misereor“ (katholische Kirche) und „Brot für die Welt“ (evangelische Kirche) finden ebenfalls in der Fastenzeit statt. Innerhalb des Gottesdienstes am Aschermittwoch wird jedem Gläubigen Asche aufs Haupt gestreut mit dem Begleitwort: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“ Der Mensch, der immer wieder in Gefahr ist, selbst wie Gott sein zu wollen, soll sich seiner Hinfälligkeit, seiner Schwachheit und seiner Schuldverstricktheit bewusst werden und den Weg der Umkehr gehen, zu dem Jesus aufruft, durch fasten, Gebet und Werke der Liebe. Das Fasten in der Fastenzeit hat zu tun mit der inneren, geistlichen Erneuerung, der inneren Freiheit und dem Verzicht, damit andere leben können. Mit modischen Diät-Kuren hat dieses Fasten nichts zu tun.

In der österlichen Bußzeit sollen die Gläubigen in besonderer Weise die zur Versöhnung ausgestreckte Hand Gottes ergreifen und in Bußgottesdiensten und besonders im Sakrament der Versöhnung (Beichte) zu ihrer Schuld stehen und die Versöhnung und Vergebung Gottes empfangen.

Mit dem 5. Fastensonntag beginnt die engere Zeit der Passion, des Gedenkens an das Leiden und Sterben Christi. Kreuzwegandachten werden gehalten, in denen betrachtend und betend die Stationen des Kreuzweges Jesu gegangen werden, innerhalb der Kirche, wo sich meist an den Wänden Bilder der einzelnen (14) Stationen befinden oder auch außerhalb, wo Kreuzwegstationen zu Kirchen und Kapellen, oft auf Hügeln gelegen, führen, in Erinnerung an die Kreuzigungsstätte Jesu, dem Hügel Golgota vor den Toren Jerusalems.

(Schmuck-)kreuze in den Kirchen werden ab dem 5. Fastensonntag verhüllt. Der gewohnte Blick auf das Kreuz wird irritiert – es ist verborgen und zieht so erst recht den Blick auf sich. In neuer Weise erscheint es bei der feierlichen Enthüllung am Karfreitag, ein liturgiedramatisches Element ganz eigener und eindrücklicher Art.

Der Aschermittwoch und der Karfreitag sind (für gesunde Personen über 14 Jahre)  strenge Fast- und Abstinenztage, an denen nur eine vollständige Mahlzeit eingenommen werden soll und auf Fleisch, sowie auf Alkohol und andere Genussmittel verzichtet werden soll.

Die Heilige Woche (Karwoche)

Das Gedenken an das Leiden Jesu, an seinen Kreuzestod, sein Begräbnis und seine Auferstehung an Ostern wurde in den ersten Jahrhunderten in einem einzigen großen nächtlichen Gottesdienst gefeiert, der am (Kar)samstagabend begann und am Ostersonntag morgen mit der österlichen Eucharistiefeier endete.

Die Gemeinde versammelte sich und nach dem Lichtritus, bei dem das abendliche Licht festlich entzündet wurde, begann die Nacht des Wachens und Betens als Vorbereitung und Einstimmung auf die Feier der Auferstehung Jesu in der österlichen Eucharistiefeier, die in den Morgen hinein gefeiert wurde. Es wurden Lesungen aus der Bibel vorgetragen, die alle Gottes große Taten verkündeten, angefangen von der Schöpfungsgeschichte, über den Durchzug Israels durch das Rote Meer und seine Errettung vor dem Pharao, der das Volk mit seinem Heer verfolgte. Schließlich wurde die Leidensgeschichte Jesu vorgetragen und die Berichte von den Erscheinungen des Auferstandenen.

Dazwischen wurde gesungen und gebetet. Zeitgleich wurden die Taufbewerber, die sich als Katechumenen lange und intensiv auf die Taufe vorbereitet hatten, getauft und durften dann zum ersten Mal zusammen mit der ganzen Gemeinde in der Ostermesse die heilige Kommunion empfangen. 

Aus diesem komplexen Gottesdienst heraus entfaltete sich dann in Jerusalem im 4. Jahrhundert eine mehrtägige Feier, die sich an die Zeit- und Ortsangaben der Bibel anlehnte. In Jerusalem wurden die Orte des Leidens Jesu, vor allem der Hügel Golgota außerhalb der Mauern und das Grab Jesu gezeigt und verehrt. Kaiser Konstantin ließ große Gedächtniskirchen und Basiliken über den heiligen Stätten errichten, von denen die bis heute bedeutendste die Grabeskirche oder Anastasis (= Auferstehungskirche) ist. Diese Entfaltung breitete sich schnell von Jerusalem über die ganze Kirche in Ost und West aus.

Palmsonntag

Am Palmsonntag feiert die Kirche den Einzug Jesu in Jerusalem. Auf einem Esel – im Alten Testament beim Propheten Sacharja (Sach 9,9) das Symbol für den menschenfreundlichen und friedfertigen Messias-König – reitet Jesus, von seinen Jüngern und den Bewohnern Jerusalems umjubelt, in die Heilige Stadt ein. So beginnt die Liturgie des Palmsonntags draußen vor der Kirche. Palmzweige werden geweiht, das Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem  (Mt 21, 1-11; Mk 11, 1-11; Lk 19, 28-40, Joh 12, 12-19) wird vorgelesen und alle, Gemeinde, Ministranten und Priester, ziehen in feierlicher Prozession in die Kirche ein, wo dann die Eucharistiefeier beginnt. Als Evangelium wird bereits am Palmsonntag die Leidensgeschichte nach einem der drei Evangelisten Markus, Matthäus oder Lukas, vorgetragen.

Der Jubel derer, die Jesus begeistert begrüßten, schlägt schnell um in das „Kreuzige ihn!“

Gründonnerstag

Der Tag vor dem Karfreitag, der Gründonnerstag, ist der Tag, an dem Jesus  mit seinen Aposteln das Letzte Abendmahl gefeiert hat (Lk 22, 1-38; vgl. Mk 14, 1-25; Mt 26, 1-29; Joh 13, 1-35). Im Rahmen eines festlichen Mahles bzw. des Pascha-Mahles bricht Jesus seinen Jüngern das Brot und bezeichnet dieses als seinen hingegeben Leib. Er reicht den Aposteln den Kelch mit Wein und deutet ihn als sein am Kreuz vergossenes Blut. Beim letzten Abendmahl nimmt Jesus seinen bevorstehenden Kreuzestod zeichenhaft im Darreichen von  Brot und Wein, seinem Leib und seinem Blut, vorweg und deutet ihn als die entscheidende Heils- und Rettungstat Gottes. Dabei gibt er den Aposteln den Auftrag, dieses fortan zu seinem Gedächtnis zu tun.  In jeder Messfeier wird seither dieser Auftrag Jesu erfüllt. Die Teilhabe an dem einen Brot und dem einen Kelch, die heilige Kommunion also, bewirkt die Gemeinschaft mit Jesus Christus.

Am Gründonnerstagabend versammelt sich die Gemeinde zur Messfeier zum Gedenken an das Letzte Abendmahl. Festlich beginnt die Messfeier. Zum Gloria läuten noch einmal alle Glocken. Danach schweigen sie bis zur Feier der Osternacht.  Nach dem Evangelium von der Fußwaschung (Joh 13, 1-20)findet in vielen Gemeinden diese Fußwaschung statt, bei der der Priester ausgewählten Gemeindemitgliedern die Füße wäscht und im Zeichen verdeutlicht, was Jesus dazu im Evangelium sagt: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13, 14) 

Still endet dieser Gottesdienst. Schweigend wird der Altar abgeräumt, alle Blumen, aller Schmuck aus der Kirche entfernt. Am Ende ist sie kahl und leer – die Gläubigen bleiben in der Kirche zu Betstunden und stillem Gebet und begleiten so Jesus auf seinem Gang zum Ölberg und in seinem Ringen, anzunehmen, was ihm bevorsteht

Karfreitag

Am Karfreitag wird des Kreuzestodes Jesu gedacht. Es ist ein Tag des stillen Gedenkens, der Trauer, aber auch der Dankbarkeit gegenüber Jesus Christus, der den Tod am Kreuz auf sich nahm, um so den Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt von Gott selbst her zu durchbrechen. Die Selbsthingabe Jesu, die auch vor dem gewaltsamen Tod durch die Menschen nicht zurückschreckte, sein Kreuzesopfer, ist die Erlösungstat Gottes für alle Menschen. Am Kreuz bricht sich Gewalt und Hass der Menschen, die Jesus ans Kreuz brachten, in der wehrlosen Liebe Gottes. Im Kreuz trägt Jesus die Schuld der Menschen und in seinem Wort am Kreuz „Vater vergib ihnen…“ (Lk 23,34) erweist sich der Kreuzestod Jesu als die versöhnende Erlösungstat Gottes.

Das Kreuz ist damit nicht, wie manche aggressiv behaupten, eine gewaltverherrlichendes Symbol, sondern das Gegenteil: an ihm zerbricht menschlicher Hass, menschliche Gewalt. Versöhnung heißt seine Botschaft. Viel mehr noch: Weil das Kreuz nicht das Ende war, sondern genau da, wo Menschen in blinder Gewalt, in Hass und Machtbesessenheit Jesus ans Kreuz nageln, ist für Gott noch nicht das letzte Wort gesprochen. Die Auferweckung Jesu an Ostern macht aus dem Kreuz das Zeichen des Sieges des Lebens über den Tod, das Zeichen des Sieges der Liebe über allen Hass, über alle Gewalt, über  alles Böse. Aus dem Todespfahl wird durch Ostern der Lebensbaum. Der Karfreitag bekommt seinen Sinn nur, wenn er im untrennbaren Zusammenhang mit Ostern gesehen wird.

Die Liturgie des Karfreitags ist seit jeher keine Messfeier. Es gibt nur zwei Tage im Jahr, an denen die Kirche nicht Eucharistie feiert: Karfreitag und Karsamstag. Der Gottesdienst am Karfreitag ist eine Liturgie ganz eigener Art: still, intensiv in seiner Symbolik, in Trauer, die dennoch den hoffnungsvollen Blick auf Ostern nicht verloren hat. Die Kirche ist ohne jeden Schmuck.  Der Altar ist leer: keine Tücher, keine Kerzen, keine Blumen. Der Tabernakel steht  leer und offen. Es gibt kein Weihwasser in den Becken. Es spielt keine Orgel und kein anderes Instrument. Die Kirchenglocken schweigen. Anstelle der Glocken gibt es den Brauch des Rätschens, an dem von den Ministranten hölzerne Rätschen gedreht werden, die zum Gottesdienst  und zu den Gebetszeiten morgens, mittags und abends rufen. Die Ministranten der St. Morizgemeinde und der Domgemeinde in Rottenburg pflegen diesen Brauch.

Der Gottesdienst beginnt nachmittgas um 15.00 Uhr – der Todesstunde Jesu. Und er beginnt schweigend. Priester und Ministranten werfen sich vor dem Altar ausgestreckt auf den Boden – Zeichen der Demut, der Anbetung, des Sich Übereignens an das Geheimnis. Die Gemeinde kniet. Stille! Schweigen! 

Angesichts des Todes des Erlösers versagt jedes menschliche Wort. Schweigende Anbetung des Geheimnisses unserer Erlösung. Die Verkündigung der Leidensgeschichte nach dem Evangelisten Johannes steht im Mittelpunkt dieses Gottesdienstes und die feierliche Enthüllung des zuvor verhüllten Kreuzes, an die sich die Kreuzverehrung durch jeden einzelnen Gottesdienstbesucher anschließt.  Die „Großen Fürbitten“ und die Kommunionfeier mit den bereits in der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag konsekrierten Hostien vervollständigen den Gottesdienst.

Karsamstag

Der Karsamstag ist der Tag der Grabesruhe Jesu. Es ist ein Tag des Schweigens, der Trauer, der Besinnung. Der Kosmos hält inne. Gebrochene Zeit. Keine Eucharistie wird gefeiert, nur das Stundengebet und  die Trauermetten werden gehalten. In manchen Kirchen ist ein „heiliges Grab“ errichtet, wo eine im Grab liegende hölzerne Jesus-Figur das Geheimnis des Tages anschaulich macht: „Gekreuzigt, gestorben und begraben…

Osternacht

Gottesdienst aller Gottesdienste, der „höchste“ Gottesdienst im ganzen Kirchenjahr ist die Feier der Osternacht. Dieser Gottesdienst kann nur in der Nacht gefeiert werden, in Erinnerung daran, dass Jesus in der Nacht zum Ostersonntag auferstanden ist. Niemand war Zeuge. Aber den Frauen, die am Ostermorgen, als gerade die Sonne aufging, zum Grab Jesu kamen, um den Leichnam Jesu zu salben, ist der Auferstandene erschienen. Sie und die Apostel, denen er erschienen ist, sind die Zeugen des Auferstandenen. Ihre Botschaft ging in die ganze Welt hinaus: das Leben hat besiegt den Tod! Der Herr ist wahrhaft auferstanden!

Die Feier der Osternacht beginnt mit dem Entfachen des Osterfeuers vor der Kirche. Es wird gesegnet und an ihm wird die Osterkerze entzündet – Symbol für Christus, dessen Auferstehung das Dunkel des Todes vertrieben hat. In die dunkle Kirche wird nun die Osterkerze in feierlicher Prozession hineingetragen unter dem dreifachen Ruf „Lumen Christi – Deo gratias“ (Christus das Licht – Dank sei Gott). Nach und nach zünden alle Gläubigen ihre Kerze an der Osterkerze an und die Kirche strahlt im österlichen Lichtglanz. Das feierliche Lob auf die Osterkerze, das Exsultet (= das erste Wort dieses Gesanges, der beginnt mit „Exsultet = Frohlocket ihre Chöre der Engel“), wird gesungen.

Dann setzen sich alle um zu hören – zu hören auf die Großtaten Gottes im Alten Bund: Sieben Lesungen werden vorgetragen (eine Auswahl von drei Lesungen ist im möglich), u.a. die Schöpfungsgeschichte, der Durchzug Israels durch das Meer, die großen Verheißungen der Propheten. Nach der Verkündigung des Osterevangeliums, das zum ersten Mal nach der vierzigtägigen Fastenzeit wieder mit dem festlichen Halleluja eingeleitet wird folgt die Tauffeier.

Erwachsene oder Kinder empfangen in dieser Nacht aller Nächte das Taufsakrament und werden zu Kindern Gottes und Gliedern am Leib Christi. Das Taufgedächtnis der Gemeinde schließt sich daran an und die Besprengung mit dem neugeweihten Osterwasser. Den Abschluss bildet die festliche österliche Eucharistie. Vielfach, so auch in unserer Moriz-Gemeinde, endet die Nacht aber noch nicht mit dem Schluss des Gottesdienstes, sondern geht über in einen Stehempfang für die ganze Gemeinde, bei dem man sich frohe Ostern wünscht bei Getränken, geweihten Ostereiern und Gebäck.

Ostersonntag

Am Ostersonntag finden  festliche Eucharistiefeiern statt, bei denen, wie schon in der Osternacht, süße Gebildbrote, Schinken und Eier gesegnet werden – alles Speisen, auf die man – früher wenigstens – in der Fastenzeit verzichtet hat. Abgeschlossen wird das österliche Triduum (= dreitägige Feier) mit der feierlichen Vesper (= Kirchliches Abendgebet) am Abend des Ostersonntages.

Die Osteroktav (österliche Festwoche) schließt sich an den Ostersonntag, in der jeder Wochentag wie der Ostertag selbst gefeiert wird. Der Ostermontag ist dabei ein staatlich geschützter Feiertag. Die Geschichte der Jünger auf dem Gang nach Emmaus (Lk 24, 13-35) ist das Evangelium des Tages.

In manchen Gemeinden wird deshalb am frühen Morgen des Ostermontags ein Emmausgang durchgeführt. Jugendliche und Erwachsenen machen sich in aller Morgenfrühe auf den Weg, hinein in die aufgehende Ostersonne, machen unterwegs Stationen mit Gesang und Betrachtung und beenden den Gang mit der Eucharistiefeier des Ostermontags.

Mit dem Weißen Sonntag schließt die achttägige Osterfeier ab. Er hat seinen Namen von den weißen Taufkleidern, die in der Frühzeit der Kirche die neugetauften Mitchristen eine Woche lang trugen und am Sonntag nach Ostern wieder ablegten. Bis heute gehen in vielen Gemeinden die Erstkommunionkinder an diesem Sonntag zum ersten Mal zum Tisch des Herrn. In unserer St. Moriz-Gemeinde findet die Erstkommunion im Wechsel mit der Domgemeinde am Weißen Sonntag oder an einem der folgenden Sonntage statt.

Osterzeit

Durch 50 Tage hindurch feiert die Christenheit die Osterzeit, die mit dem Pfingstfest am 50. Tag beendet wird.

Das Fest Christi Himmelfahrt wird 40 Tage nach Ostern gefeiert. Die nachösterlichen Erscheinungen Jesu vor seinen Jüngern finden ihren Abschluss in der Himmelfahrt des Herrn: Christus, der gekreuzigte und auferstandene Herr, ist erhöht in der Herrlichkeit des Vaters.

In vielen Gemeinden finden in den Tagen vor Christi Himmelfahrt und an Christi Himmelfahrt selbst Flur- und Öschprozessionen statt ( Ösch = Gemeindeflur). Betend und singend zieht die Gemeinde in die wachsende und blühende Frühlingsnatur und erbittet Gottes Segen für die Saaten und Fluren. Dazu wird traditionell das sog. „Wetterkreuz“ verwendet, ein Zeigegefäß in der Form einer Monstranz mit einem Kreuzpartikel als Reliquie darin, mit dem auch sonst der sog. Wettersegen im Frühjahr und Sommer am Ende von Messfeiern gespendet wird.

An Pfingsten erinnert die Kirche an die Ausgießung des Heiligen Geistes über die Apostel (Apg 2, 1-36). Er erfüllt sie mit seinen Gaben. Dadurch werden sie befähigt, dem Auftrag jesu nachzukommen, in aller Welt das Evangelium zu verkünden und die Menschen durch die Taufe zu Jüngern und Jüngerinnen Jesu zu machen. 

Bis zum Pfingstfest brennt in den Gottesdiensten die an Ostern entzündete Osterkerze als Symbol des Auferstandenen. Danach wird sie am Taufbrunnen aufgestellt und brennt bei Tauffeiern und bei Trauergottesdiensten für verstorbene Gemeindemitglieder als Zeichen des österlichen Lebens, das in der Taufe geschenkt wird und das auf die Verstorbenen wartet im Durchgang durch den Tod.

Weihnachtsfestkreis

Advent

Wie Ostern, so wurde auch Weihnachten eine Vorbereitungszeit vorgelagert, der Advent (= Ankunft).

Dabei dauert der Advent nicht vierzig Tage wie die Fastenzeit, sondern erstreckt sich über 4 Adventssonntage und dauert zwischen drei und vier Wochen, je nach dem an welchem Wochentag nach dem vierten Adventssonntag  Weihnachten liegt. 

Die erste Woche des Advents hat nicht so sehr die Ankunft Jesu als Mensch an Weihnachten im Blick, sondern seine Wiederkunft, von der es im Glaubensbekenntnis heißt. „Er wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein.“

Ein weiterer Akzent in den mittleren beiden Adventswochen ist Johannes der Täufer, seine Person und seine Predigt. Die letzten Tage des Advents vom 17. Dezember an, sind ganz auf die bevorstehende Feier der Geburt Jesu ausgerichtet. Im Evangelium der jeweiligen Tagesmesse werden die Stellen aus den Evangelien vorgelesen, die sich im Vorfeld der Geburt Jesu abspielen (Die Verkündigung der Geburt Jesu an Maria, der Besuch Mariens bei Elisabeth, der Traum des Joseph, die Verkündigung der Geburt und die Geburt Johannes des Täufers, sowie der Stammbaum Jesu, der den Beginn des Matthäusevangeliums bildet.)

Die Verheißungen im Buch Jesaja, dem „Adventspropheten“, ziehen sich wie ein Roter Faden durch die Schriftlesungen des Advents. Alle diese prophetischen Verheißungen beginnen sich mit der Geburt Jesu zu erfüllen.

Der Adventskranz mit dem zunehmenden Licht seiner vier Kerzen führt auf das Weihnachtsfest zu, an dem dann der Christbaum in vollem Licht erstrahlt.

Einst hieß der Advent die „Stille Zeit“. Davon ist – selbst vielfach in der Kirche – nicht mehr viel übriggeblieben. Vorweihnachtlicher Stress und Hektik, Einkaufswahn und zahllose sog. „Weihnachtsfeiern“ erdrücken den Advent und seine eigentliche Bedeutung. Wie die Fastenzeit vor Ostern, ist aber auch der Advent eine Zeit der inneren Vorbereitung, der Umkehr, der Buße und auch des Fastens, als Ausdruck des Loslassen-Könnens, der inneren Freiheit von äußeren Konsumzwängen, der Solidarität mit den Bedürftigen. Dazu kommt die freudige Erwartung des Weihnachtsfestes, die dem Advent seinen eigenen Glanz gibt, dazu das Geheimnis des Lichtes in der dunklen Jahreszeit und das Geheimnis der Stille, die ein seltenes Gut geworden ist, nach dem sich viele sehnen und zugleich davor fliehen. Wer schon wochenlang vor Weihnachten so tut, als feiere er Weihnachten, wer wochenlang Weihnachtsschlager aus dem Radio hört, für den ist Weihnachten  leicht schon „gelaufen“, wenn es dann soweit ist und das Fest da ist.

Die sogenannte Roratemesse ist eine besondere Messfeier im Advent. Es ist eine spezielle Marienmesse für den Advent. Der lateinische Name "Rorate" kommt vom ersten Wort, mit dem die Messtexte für diese Messe beginnen: "Rorate coeli desuper..." (Tauet ihr Himmel von oben). Traditionell finden diese Messfeiern in aller Frühe am Morgen statt oder auch abends. Dabei erleuchten nur Kerzen die Kirche. Jeder Mitfeiernde hat eine brennende Kerze, auch im Altarraum brennen nur Kerzen, kein elektrisches Licht. Diese Messfeiern strahlen eine besondere Atmosphäre aus und sind bei vielen sehr beliebt.  

Am 4. Dezember das Fest der heiligen Barbara, an dem viele die Barbarazweige schneiden und in Vasen aufstellen. Um Weihnachten herum erblühen sie dann, die Kirsch- oder Forsythienzweige. Sie sind ein Symbol für das neu erblühende Leben bei der Geburt Jesu Christi.

Am 6. Dezember feiert die Kirche das Fest des heiligen Nikolaus, Bischof in Myra, im 4. Jahrhundert. Als großer Menschenfreund wird er geschildert, der sich besonders Kindern, die in Not waren angenommen hat, wie die zahlreichen Legenden berichten. So werden bis heute Kinder an seinem Festtag beschenkt. Der Nikolaus als Kinderschreck ist eine Verhöhnung des heiligen Bischofs.

Am 13. Dezember ist das Fest der heiligen Luzia (= die Lichtreiche, Leuchtende). In Syrakus hat sie im 3 Jahrhundert den Märtyrertod erlitten. Vor allem in Italien und in Schweden wird sie verehrt und dort finden auch ganz besondere Luzia-Feiern statt, die im weißen Gewand und mit einer Lichterkrone geschmückt auftritt.

Dazu kommt Maria, die als die Mutter Jesu, im Advent einen besonderen Platz einnimmt.

Weihnachten

An Weihnachten feiern die Christen die Geburt Jesu Christi. (Lk 2, 1-20) Der ewige Sohn Gottes, das Wort, das im Anfang war und das Gott war (so Johannes am Anfang seines Evangeliums: Joh 1, 1-17)wird Fleisch, also Mensch. Seine menschliche Natur nimmt er aus Maria, seiner Mutter, die darum den Titel Mutter Gottes trägt. Als Jungfrau empfängt sie Jesus durch den Heiligen Geist.

Mit der Menschwerdung Jesu setzt Gott den Beginn seiner einzigartigen Erlösungstat, um die Menschen, die sich durch die Sünde von ihm getrennt haben, wieder in seine lebensspendende Gemeinschaft zu führen. Mit der Menschwerdung seines Sohnes sagt Gott ein für alle Mal Ja zum Menschen und zu seiner Schöpfung.

Das Kind in der Krippe steht für den Weg Gottes: Liebe statt Gewalt und Machtprotzerei. Gott schaut im Kind von Bethlehem den Menschen an in seiner entwaffnenden Liebe und Menschenfreundlichkeit. Der Allmächtige wird ein ohnmächtiges Kind, ein schwacher Mensch und zeigt so die erlösende und versöhnende Macht der Liebe.

Zeit im Jahreskreis

Zwischen den beiden Festkreisen steht die Zeit im Jahreskreis, die von der grünen liturgischen Farbe der Messgewänder geprägt ist. Es ist der Alltag, der von der wöchentlichen Sonntagsfeier unterbrochen wird. Sonntag für Sonntag, ja Tag für Tag, wird in den Kirchen, die über den ganzen Erdkreis ausgebreitet sind,  die Heilige Messe gefeiert oder zumindest gemeinsam gebetet, die Tagzeiten (Morgen- oder Abendlob) oder der Rosenkranz.

Das Geheimnis des christlichen Glaubens entfaltet und vertieft sich in diesen Wochen und Monaten des Alltags. Jeder Tag, jeder Sonntag ist mit eigenen Lesungen aus der Heiligen Schrift ausgestattet, die in der Messfeier oder bei anderen Gottesdiensten verkündet werden. Viele dieser Tage sind Gedenk- oder Festtage von Heiligen, die die Begleiter durch das Kirchenjahr sind.

Sonntage und die Wochentage

An den Sonntagen im Jahreskreis werden in drei Lesejahren die Evangelien nach Matthäus (Lesejahr A), nach Markus (Lesejahr B) und nach Lukas (Lesejahr C) vorgetragen. Jeweils am 1. Adventssonntag beginnt ein neues Lesejahr. Die Perikopen (Abschnitte) aus dem Johannesevangelium werden an bestimmten Sonn- und Festtagen in jedem Lesejahr verkündet (Weihnachten, Gründonnerstag, Karfreitag, Fastensonntage im Lesejahr A, Osterzeit). Das Jahr 2010 ist das Lesejahr C (Lukas). Am letzten Sonntag im Jahreskreis, dem Sonntag vor dem 1. Advent, wird das Christkönigsfest gefeiert.

An den Wochentagen werden die Lesungen nach einem zweijährigen Zyklus vorgetragen, das Evangelium wiederholt sich jedes Jahr. Der Reihe nach werden an den Wochentagen im Jahreskreis zuerst das Markusevangelium, dann das Matthäusevangelium und dann das Lukasevangelium gelesen. Der Evangelist Johannes wird an den Wochentagen der Osterzeit gelesen.

Feste im Jahreskreis

Das Dreifaltigkeitsfest wird am Sonntag nach Pfingsten gefeiert. Es hat zum Inhalt das Geheimnis des einen und dreifaltigen Gottes im Vater und im Sohn und im Heiligen Geist. Der eine Gott ist in sich nicht sprachlos, stumm, sondern lebendige und liebende Gemeinschaft. Der Vater  - Ursprung und Ziel von allem, was ist. Der Sohn -  das ewige Wort Gottes, das Fleisch geworden ist, durch das alles geschaffen wurde und der die Welt erlöst hat. Der Heilige Geist, Gabe Gottes, Band der Liebe, der alles belebt und heiligt. Die drei göttlichen Personen sind nicht drei Götter, das wäre ein grobes Missverständnis des christlichen Glaubens, sondern der eine und einzige Gott in drei Personen – das Grundgeheimnis des christlichen Glaubens.

Das Fronleichnamsfest wird am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest wird das Fronleichnamsfest. (Fronleichnam = Leib des Herrn). Es ist das Fest der Eucharistie. Seine Wurzeln gehen zurück in das 12. Jahrhundert. Im Jahr 1264 wird es von Papst Urban IV. für die ganze Kirche vorgeschrieben. Charakteristisch für das Fronleichnamsfest ist die nach der festlichen Eucharistie stattfindende Fronleichnamsprozession, bei der die in den Leib Christi verwandelte Hostie aus der Messfeier in einer oft prachtvollen Monstranz feierlich durch die Stadt oder das Dorf getragen wird. An 4 (manchmal auch weniger) Stationen wird innegehalten, ein Abschnitt aus dem Evangelium vorgelesen, Fürbitten gehalten und der Segen mit der Monstranz erteilt. Die Prozession ist ein öffentliches Glaubensbekenntnis der Kirche zur Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie. In der Prozession wird deutlich: Christus ist mit uns auf unserem Weg. Seine Gegenwart ist nicht auf den Kirchenraum beschränkt. Er ist da, wo Menschen leben, arbeiten, sich freuen, leiden und hoffen.

Das Herz Jesu Fest hat seinen Ursprung in der mittelalterlichen Mystik (Bonaventura, + 1247;  Gertrud von Helfta, + 1302; Heinrich Seuse, +1366). Von den Jesuiten im 16. Jahrhundert verbreitet, ist es seit dem Jahr 1856 für die ganze Kirche vorgeschrieben. Es wird gefeiert am Freitag nach der ehemaligen Fronleichnamsoktav. Das Herz ist Symbol für die ganze Person eines Menschen. Es steht für Liebe und Hingabe. Gott hat ein Herz für die Menschen, und dieses zeigt sich in Jesus Christus auf einzigartige Weise. Seine liebende Zuwendung zum Menschen kennt keine Grenzen. Ja, er gibt sich für sie hin bis zum Tod am Kreuz, den er als Sühne für die Sünden der Menschen gestorben ist, um sie wieder zu Gott zu führen, ihnen seine rettende Hand zur Versöhnung entgegenzustrecken.

Verkündigung des Herrn wird am 25. März – genau neun Monate vor Weihnachten – gefeiert. (Lk 1, 26-38) Mit dem JA Mariens zur Botschaft des Erzengels Gabriel empfängt sie das Wort Gottes leibhaftig, das aus ihr Mensch wird.

Am 2. Februar, 40 Tage nach Weihnachten, wird das Fest der Darstellung des Herrn begangen (Mariä Lichtmess), denn 40 Tage nach seiner Geburt, so die Vorschriften des Gesetzes des Alten Bundes, musste das neugeborenen Kind von seinen Eltern dem Herrn geweiht werden, wie es im Lukasevangelium erzählt wird. (Lk 2, 21-40). Schon in Jerusalem im 4. Jahrhundert wird dieses Fest gefeiert und ist verbunden mit einer Lichterprozession. Daher sein volkstümlicher Name „Lichtmess“.  Bis heute werden an diesem Fest in der Messfeier Kerzen geweiht und eine Lichterprozession gehalten, die an die Aussage des greisen Simeon im Tempel erinnert, als er dem Jesuskind begegnet, es in die Arme nimmt und Gott lobpreist: „…Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereite hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ (Lk 2, 30-32)

Am 6. August feiert die Kirche das Fest der Verklärung des Herrn. Die Evangelisten berichten von einer wunderbaren Verklärung Jesu auf einem Berg, deren Zeugen die Apostel Petrus, Johannes und Jakobus waren (z.B. Lk 9, 28-36). In einem Moment höchster Erfüllung scheint durch die menschliche Natur die göttliche Natur Jesu Christi. Aber es ist ein Augenblick, der nicht festgehalten werden kann. Erst nach Ostern wird dieser Moment der Erfüllung zum bleibenden, ewigen Augenblick.

Am 14. September wird das Fest Kreuzerhöhung gefeiert. Es geht zurück auf die Berichte von der Auffindung des Heiligen Kreuzes durch die Mutter von Kaiser Konstantin, der Kaiserin Helena. Kaiser Konstantin, ihr Sohn, ließ in Jerusalem die Anastasis (Grabeskirche) als Gedenkkirche über dem Hügel Golgota und dem Grab Jesu errichten und darin wurde die Reliquie des heiligen Kreuzes aufbewahrt und verehrt. Das Datum des 14. September ist der Tag der Weihe dieser Kirche. Von Jerusalem aus verbreitete sich dieses Fest in Ost und West und wird bis heute von den orthodoxen Kirchen und der katholischen Kirche gefeiert. Das Kreuz, das Zeichen Christi und der Christen, das durch die Hingabe Jesu und seine Auferstehung vom Schandpfahl zum Siegeszeichen des Lebens über den Tod, zum Zeichen der Versöhnung und zum  Lebensbaum wurde, steht im Mittelpunkt dieses Festes.

Ende September, Anfang Oktober, wenn die Ernte des Jahres eingebracht ist, wird das Erntedankfest gefeiert: „Alle guten Gaben, alles, was wir haben, kommt o Gott, von dir. Wir danken dir dafür.“ Erntedankaltäre schmücken die Kirchen.

Alle katholischen Kirchen wurden durch den Bischof in einem feierlichen Ritus geweiht. Jede Kirchengemeinde feiert daher jedes Jahr das Kirchweihfest ihres Gotteshauses. Weil aber viele alte Kirchen den Weihetag nicht mehr kennen, gibt es einen allgemeinen Kirchweihtermin, der in der Diözese Rottenburg-Stuttgart am 14. Oktober ist.

Am 2. November eines jeden Jahres wird der Allerseelentag begangen. Neben dem individuellen Totengedächtnis, dem persönlichen Gebet für die Verstorbenen und neben der Fürbitte und dem Gedenken der Toten in den Gottesdiensten, besonders in der Messfeier, ist dies der Tag, der dem Gedenken und dem Gebet für alle Verstorbenen gewidmet ist. Die brennenden Osterkerze beim Allerseelenrequiem und die Kerzen und Lampen auf den Gräbern sind Zeichen für den österlichen Glauben, dass Christus das ewige Licht für unsere Verstorbenen ist und Gott sie, wie Jesus, von den toten auferwecken wird. In manchen Gemeinden werden bei der Messfeier an Allerseelen Kerzen für jeden im vergangenen Jahr aus der Gemeinde Gestorbenen aufgestellt.

Heiligenfeste

Seit frühchristlicher Zeit werden besonders vorbildliche und herausragende Christen als Heilige verehrt und um Fürsprache angerufen. Über den Gräbern der Märtyrer der ersten Jahrhunderte wurden Gedächtniskirchen erbaut (Die Peterskirche in Rom ist wohl die bekannteste dieser Märtyrer-Gedächtniskirchen) und an ihrem Todestag, dem „dies natalis“, dem „Geburtstag für den Himmel“ wurden Gottesdienste gefeiert. Aus der besonderen Verehrung der Märtyrer entwickelte sich ein umfangreicher Heiligenkult. Nicht mehr nur Märtyrer, sondern überhaupt vorbildliche Christen wurden und werden als Heilige verehrt. So entsteht im Laufe der Jahrhunderte der Heiligenkalender der Kirche, der durch das Fest der Erzengel Michael, Gabriel und Rafael (29.9.) und das Schutzengelfest (2.10.) ergänzt wird.

Heilige werden niemals angebetet, das kommt nur Gott zu, sondern sie werden verehrt als Brüder und Schwestern im Glauben, die beispielhafte Christen waren. Verherrlicht im Himmel werden sie als unsere Fürsprecher angerufen.

Schließlich ist es ein guter katholischer Brauch, den eigenen Namenstag zu feiern und seinen Namenspatron, seine Namenspatronin als Vorbild und als Fürsprecher/in  zu verehren.

Maria

Eine besondere Stellung unter den Heiligen nimmt Maria, die Mutter Jesu, ein. Sie genießt besondere Verehrung wegen ihrer einzigartigen Stellung im Heilsplan Gottes. Eine ganze Reihe von Festen ist ihr gewidmet. Einige seien hier aufgeführt:

Am 1. Januar, im Zusammenhang mit dem Weihnachtsfest, wird Maria in ihrer Eigenschaft als „Mutter Gottes“ verehrt.

Am 15. August wird das Hochfest Mariä Himmelfahrt gefeiert.

Am 8. Dezember das Fest der Ohne Erbschuld empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria (Mariä Empfängnis). Das Fest besagt, dass Maria, von Gottes Gnade berührt und von ihm erwählt, vom ersten Augenblick ihrer Existenz vonder Verstrickung in die menschliche Erbschuld befreit blieb im Hinblick auf die Erlösung aller durch Jesus Christus.

Am 8. September wird das Fest Mariä Geburt gefeiert.

Am 3. Juli ist das Fest Mariä Heimsuchung, das an ihren Besuch bei ihrer Verwandten Elisabeth erinnert (vgl. Lk 1, 39-56).

Am 12. September wird der Gedenktag Mariä Namen gefeiert, an dem die meisten, die den Namen Maria tragen, ihren Namenstag feiern.

Apostel

Neben den Apostelfesten, vor allem den beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus (29.6.), wird der Geburtstag Johannes des Täufers gefeiert (24. Juni), das Fest des heiligen Joseph (19. März) und andere biblische Heilige. Dann folgen die Heiligen durch alle Jahrhunderte hindurch bis ins 20. Jahrhundert hinein. Sie alle bilden den Namenstagskalender der Kirche, der auf dem Martyrologium Romanum, dem offiziellen Heiligenverzeichnis der Katholischen Kirche, basiert. 

Einen repräsentativen Auszug aus dem großen Heiligenkalender bilden die Heiligen, die im Liturgischen Kalender verzeichnet sind und an ihrem Namenstag im Gottesdienst gefeiert werden.

Allerheiligen 

Am 1. November jeden Jahres wird das Hochfest Allerheiligen gefeiert, das die große Schar, die niemand zählen kann (vgl. Offb 7,9) in den Blick nimmt, all die vielen bekannten Heiligen und Seligen, aber und auch die vielen unbekannten Heiligen, die nur Gott kennt und die Menschen, die sie kennenlernen durften.

Patrozinium

Jede katholische Kirche hat ein Patrozinium, das meistens dem Heiligenkalender entnommen ist. An seinem Gedenktag feiert die Kirchengemeinde ihren Namenstag.